Tipps & Übungen, um freundlicher mit sich selbst umzugehen
„Ich müsste längst besser organisiert sein.“
„Ich darf keine Fehler machen – sonst enttäusche ich andere.“
„Warum schaffe ich nicht, was für andere scheinbar ganz leicht ist?“
Sätze wie diese hören Psychologen oft in der Praxis. Hinter ihnen steht meist ein vertrauter innerer Antreiber: Perfektionismus – das Streben, alles richtig zu machen, nichts dem Zufall zu überlassen, am besten immer „mehr als gut genug“ zu sein.
Doch was auf den ersten Blick nach Ehrgeiz oder Disziplin klingt, ist auf Dauer oft kräftezehrend. Denn Perfektionismus hat einen hohen Preis: ständiger innerer Druck, Selbstzweifel, Angst vor Fehlern oder Bewertung. Genau hier kann die Praxis des Selbstmitgefühls einen heilsamen Gegenpol schaffen.
Was ist Selbstmitgefühl überhaupt?
Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst mit der gleichen Wärme, Fürsorge und Akzeptanz zu begegnen, wie man es auch einem guten Freund oder einer Freundin in einer schwierigen Situation entgegenbringen würde.
Die Psychologin Dr. Kristin Neff, eine der führenden Forscherinnen auf diesem Gebiet, beschreibt Selbstmitgefühl mit drei Kernaspekten:
Achtsamkeit: Wahrnehmen, was gerade da ist – ohne zu verdrängen oder zu übertreiben.
Gemeinsames Menschsein: Sich bewusst machen, dass Fehler, Scheitern oder Schwierigkeiten Teil der menschlichen Erfahrung sind.
Selbstfreundlichkeit: Sich selbst mit Mitgefühl statt mit Härte oder Kritik begegnen.
Warum hilft Selbstmitgefühl bei Perfektionismus?
Perfektionismus basiert oft auf einem tiefen inneren Glaubenssatz: „Ich bin nur dann wertvoll, wenn ich alles richtig mache.“
Selbstmitgefühl stellt diesem inneren Kritiker eine neue Haltung entgegen:
„Ich bin auch dann wertvoll, wenn ich Fehler mache. Ich darf lernen, wachsen, straucheln – wie alle anderen auch.“
Studien zeigen, dass Menschen mit mehr Selbstmitgefühl weniger unter Selbstkritik, Versagensängsten und depressiven Symptomen leiden – und gleichzeitig resilienter, kreativer und sogar motivierter sind.
3 praktische Übungen, um Selbstmitgefühl zu stärken
1. Die innere Stimme neu ausrichten
✏️ Übung: Notiere dir eine wiederkehrende, kritische Selbstbotschaft (z. B. „Ich hätte das besser machen müssen“).
Dann formuliere diese Aussage um, als würdest du einer guten Freundin in der gleichen Lage antworten.
🧡 Beispiel: „Du hast dein Bestes gegeben, und es ist okay, dass nicht alles perfekt war.“
👉 Ziel: Den Ton im inneren Dialog verändern – von kritisch zu unterstützend.
2. Die „gute Freundin“-Methode
✨ Schließe für einen Moment die Augen und stelle dir vor, deine beste Freundin oder dein bester Freund steht vor dir – und ist gerade sehr unzufrieden mit sich selbst.
Was würdest du ihr/ihm sagen? Wie würdest du dich verhalten?
Dann drehe die Perspektive: Was davon könntest du dir selbst sagen oder geben?
👉 Ziel: Die empathische Haltung nach innen wenden.
3. Mini-Selbstmitgefühlspause im Alltag
🕯️ Halte im Alltag für 1 Minute inne – zum Beispiel, wenn du merkst, dass du dich über dich selbst ärgerst.
Erkenne kurz an, was du fühlst („Das war jetzt unangenehm“), erinnere dich: „Fehler sind menschlich“, und frage dich:
„Was brauche ich jetzt wirklich?“
👉 Ziel: Selbstwahrnehmung und emotionale Fürsorge aktivieren – in kleinen Momenten.
Fazit: Du bist kein Projekt – du bist ein Mensch
Selbstmitgefühl bedeutet nicht, sich „schönzureden“, was nicht gelungen ist. Es bedeutet, sich ehrlich, achtsam und wohlwollend zuzuwenden – auch (und gerade dann), wenn man den eigenen Ansprüchen nicht genügt.
Perfektionismus verliert seine Macht nicht durch Leistung – sondern durch Freundlichkeit.
„Behandle dich selbst mit der selben Geduld, wie du einem Kind beim Laufenlernen begegnen würdest.“
Möchtest du das üben?
In meiner psychologischen Arbeit unterstütze ich Menschen dabei, innere Strenge zu verstehen und in gesunde Selbstfürsorge zu verwandeln. Du möchtest daran arbeiten, deinen Perfektionismus loszulassen oder mit mehr Selbstmitgefühl durchs Leben zu gehen?
Dann schreib mir gern – oder vereinbare ein kostenloses Kennenlerngespräch.
Hinterlasse einen Kommentar